Gesundheitsdaten einer Smartwatch – Vor- und Nachteile für kleine und mittelständische Unternehmen

Sarah Michelle Bohlen, Digitales Innovationszentrum Greifswald
September 2023

Die rasante Entwicklung der Technologie hat unsere Welt in vielerlei Hinsicht verändert und unsere Lebensweise grundlegend beeinflusst. Eine der faszinierendsten Innovationen dieser Ära sind zweifellos die sogenannten "Smartwatches" oder „wearables“1. Ursprünglich wurden sie entwickelt, um die Zeit zu messen und grundlegende Benachrichtigungen anzuzeigen. Inzwischen haben sich diese intelligenten Uhren zu multifunktionalen Geräten entwickelt, die weit über ihre ursprüngliche Funktion hinausgehen. Heutzutage sind sie in der Lage, eine Fülle von Gesundheitsdaten zu erfassen, angefangen bei Herzfrequenz und Schlafmuster bis hin zu Schritten und Stressniveaus.2

In diesem Fachbeitrag richten wir unseren Blick auf die Vor- und Nachteile, die sich für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und ihre Arbeitnehmenden aus der Nutzung von Gesundheitsdaten einer Smartwatch ergeben. Der Einsatz dieser Technologie hat nicht nur das Potenzial, die individuelle Gesundheitspflege zu revolutionieren, sondern auch signifikante Auswirkungen auf die Unternehmenswelt. Wir werden die Chancen und Herausforderungen beleuchten, die sich in diesem Kontext ergeben und dabei die ethischen und rechtlichen Aspekte ebenso berücksichtigen wie die praktischen Implikationen für KMU und ihre Belegschaft.

1. Vorteile für kleine und mittelständische Unternehmen

Die Integration von Gesundheitsdaten aus Smartwatches in den betrieblichen Alltag bietet eine Vielzahl von Vorteilen für Unternehmen, insbesondere für KMU.  Im Folgenden möchten wir Ihnen einige dieser Vorteile näher erläutern.

1.1 Förderung der Gesundheit der Mitarbeitenden

Eine der wichtigsten Säulen eines erfolgreichen Unternehmens ist die Gesundheit und das Wohl-befinden seiner Mitarbeitenden. Gesunde Mitarbeitende sind in der Regel produktiver, seltener krankheitsbedingt abwesend und haben eine höhere Arbeitszufriedenheit.3 Smartwatches, die Gesundheitsdaten erfassen, ermöglichen es Mitarbeitenden, ihre eigenen Gesundheitsziele zu verfolgen und aktiv zu verwalten. Unternehmen können Gesundheitsprogramme und -anreize einführen, die auf diesen Daten basieren, um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Belegschaft zu fördern. Dies kann langfristig zu einer Senkung der Krankheitskosten und einer Steigerung der Mitarbeitermotivation führen.

1.2 Erhöhung der Produktivität und Engagement

Durch die Bereitstellung von Smartwatches oder die Unterstützung bei deren Nutzung können Unternehmen das Engagement ihrer Mitarbeitenden steigern. Smartwatches erinnern Mitarbeitende an Pausen, Bewegung und gesunde Gewohnheiten, was sich positiv auf die Produktivität auswirken kann. Außerdem können Gamification-Elemente in Gesundheitsapps auf Smartwatches die Mitarbeitenden dazu ermutigen, gesündere Gewohnheiten zu entwickeln und ihre Fortschritte zu verfolgen.4 Dies kann zu einer insgesamt positiveren und produktiveren Arbeitsatmosphäre beitragen.

1.3 Reduzierung von Gesundheitskosten

Durch die frühzeitige Erkennung von Gesundheitsproblemen und die Möglichkeit, präventive Maßnahmen zu ergreifen, können Unternehmen langfristig ihre Gesundheitskosten senken.5 Wenn Mitarbeitende beispielsweise dank ihrer Smartwatches auf eine gesündere Lebensweise achten und frühzeitig auf gesundheitliche Probleme hinweisen, können teure medizinische Interventionen vermieden werden. Dies trägt dazu bei, die Krankenversicherungskosten für Unternehmen zu stabilisieren und möglicherweise zu senken.

1.4 Potenzielle Nutzung für Versicherungsprämien

Einige Unternehmen erkunden bereits die Möglichkeit, die von Smartwatches erfassten Gesundheitsdaten in ihre betrieblichen Versicherungsprogramme einzubeziehen. Mitarbeitende, die gesunde Gewohnheiten nachweisen können, könnten in den Genuss niedrigerer Versicherungsprämien kommen.6

Insgesamt bieten Gesundheitsdaten von Smartwatches KMU somit die Chance, die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu fördern, die Produktivität zu steigern und langfristige Kosteneinsparungen zu erzielen. Diese Vorteile können jedoch nur dann voll ausgeschöpft werden, wenn Unternehmen gleichzeitig sicherstellen, dass Datenschutz und Ethik gewahrt bleiben und Mitarbeitende aktiv in den Prozess einbezogen werden.

2. Nachteile für kleine und mittelständische Unternehmen

Selbst wenn die Integration von Gesundheitsdaten aus Smartwatches für Unternehmen zahlreiche Vorteile verspricht, sind auch einige erhebliche Nachteile zu berücksichtigen. Diese Herausforderungen, die im Folgenden näher beleuchtet werden, umfassen Datenschutzrisiken, Abhängigkeiten von Technologieanbietern, Bedenken der Mitarbeitenden sowie erhebliche Kosten und Investitionen in die Infrastruktur. Es ist wichtig, diese Aspekte zu verstehen und angemessen zu adressieren, um einen ausgewogenen Einsatz dieser Technologie in Unternehmensumgebungen zu gewährleisten.

2.1 Datenschutzrisiken und rechtliche Herausforderungen

Die Nutzung von Gesundheitsdaten aus Smartwatches in Unternehmenskontexten bringt erhebliche Datenschutzrisiken mit sich. Diese Daten können äußerst sensibel sein und den Schutz der Privatsphäre der Mitarbeitenden gefährden. Unternehmen stehen vor der Herausforderung sicher-zustellen, dass diese Daten gemäß den geltenden Datenschutzbestimmungen behandelt werden. Dies erfordert eine strenge Datensicherheitspolitik und die Einhaltung komplexer rechtlicher Vorschriften wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)7 in der Europäischen Union. Verstöße gegen Datenschutzbestimmungen können nicht nur zu erheblichen Bußgeldern führen, sondern auch das Vertrauen der Mitarbeitenden und Kund:innen in das Unternehmen erschüttern.

2.2 Abhängigkeit von Technologieanbietern

Unternehmen, die Gesundheitsdaten aus Smartwatches verwenden, sind oft stark von den Technologieanbietenden abhängig. Diese Anbieter:innen kontrollieren nicht nur die Hardware und Software, sondern auch den Zugang zu den gesammelten Daten. Eine übermäßige Abhängigkeit von einzigen Anbieter:innen kann langfristige strategische Risiken mit sich bringen. Wenn der/die Anbieter:in seine/ihre Dienstleistungen ändert oder einstellt, kann dies erhebliche Auswirkungen auf die Unternehmensprozesse haben.

2.3 Mitarbeitenden- und Datenschutzbedenken

Die Einführung von Gesundheitsdatenüberwachung mittels Smartwatches kann bei Mitarbeiten-den Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Privatsphäre auslösen.8 Die Überwachung ihrer Gesundheitsdaten am Arbeitsplatz kann als invasiv empfunden werden und das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgebenden und Mitarbeitenden beeinträchtigen. Unternehmen müssen sensibel auf diese Bedenken reagieren und klare Richtlinien und Transparenz in Bezug auf die Verwendung dieser Daten bereitstellen, um das Vertrauen der Belegschaft zu wahren.

2.4 Kosten und Investitionen in die Infrastruktur

Die Implementierung einer Gesundheitsdatenüberwachung über Smartwatches erfordert erhebliche Investitionen in die Infrastruktur. Dies umfasst den Kauf der Smartwatches selbst, die Entwicklung oder Anpassung von Softwarelösungen zur Datenauswertung und -verarbeitung sowie die Schulung der Mitarbeitenden. Diese Kosten können für Unternehmen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, erheblich sein und müssen sorgfältig abgewogen werden, um sicherzustellen, dass der Nutzen die Ausgaben rechtfertigt.

3    Best Practices und Empfehlungen

Um die Vor- und Nachteile der Nutzung von Gesundheitsdaten aus Smartwatches für Unternehmen auszugleichen und die Vorteile bestmöglich zu nutzen, sind bestimmte Best Practices und Empfehlungen von entscheidender Bedeutung.

3.1 Datenschutz- und Sicherheitsmaßnahmen

Die Sicherheit und der Datenschutz von Gesundheitsdaten stehen an erster Stelle. Unternehmen sollten robuste Sicherheitsprotokolle und Datenschutzrichtlinien implementieren, um sicherzustellen, dass die erfassten Gesundheitsdaten vor unbefugtem Zugriff geschützt sind. Dies umfasst die Verschlüsselung von Daten während der Übertragung und Speicherung sowie den Zugriff nur für autorisierte Personen. Es ist ratsam, regelmäßige Sicherheitsaudits und Penetrationstests durch-zuführen, um potenzielle Schwachstellen aufzudecken und zu beheben.9

3.2 Einbindung der Mitarbeitenden und Schulungen

Die Mitarbeitenden sollten aktiv in den Einsatz von Smartwatches und die Nutzung ihrer Gesundheitsdaten eingebunden werden. Dies umfasst die Aufklärung der Mitarbeitenden über die Vorteile und potenziellen Risiken sowie die Schulung zur sicheren Verwendung der Geräte und Apps.10 Eine offene Kommunikation und die Schaffung einer Kultur des Vertrauens sind entscheidend, um Bedenken der Mitarbeitenden hinsichtlich des Datenschutzes auszuräumen.

3.3 Compliance mit Datenschutzvorschriften

Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie alle relevanten Datenschutzvorschriften und -gesetze einhalten. Dies schließt die Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union (DSGVO)11 und andere nationale Datenschutzgesetze ein. Die Einholung der ausdrücklichen Zustimmung der Mit-arbeitenden zur Nutzung ihrer Gesundheitsdaten ist in vielen Ländern eine rechtliche Anforderung. Unternehmen sollten auch transparente Datenschutzrichtlinien entwickeln und sicherstellen, dass sie die gesetzlichen Anforderungen an die Datenlöschung und -speicherung erfüllen.

Die Umsetzung dieser Best Practices und Empfehlungen ermöglicht es Unternehmen, die Vorteile der Smartwatch-Gesundheitsdaten zu maximieren, ohne die damit verbundenen Risiken zu vernachlässigen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Technologieeinsatz und Datenschutz ist der Schlüssel zur erfolgreichen Integration dieser innovativen Technologie in den Unternehmensalltag.

4. Fazit

Die Nutzung von Gesundheitsdaten aus Smartwatches in Unternehmen hat das Potenzial, die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern, die Produktivität zu steigern, Gesundheitskosten zu reduzieren und sogar Versicherungsprämien positiv zu beeinflussen. Dennoch sind auch erhebliche Herausforderungen zu bewältigen.

Auf der positiven Seite können Unternehmen durch die Förderung der Gesundheit der Mitarbeitenden langfristige Vorteile in Form von gesünderen, zufriedeneren und produktiveren Belegschaften erzielen. Die Nutzung von Gesundheitsdaten kann auch dazu beitragen, Gesundheitskosten zu senken und möglicherweise finanzielle Anreize für Mitarbeitende zu schaffen.
Die Risiken der Nutzung sollten Unternehmen jedoch gezielt einplanen und möglichst minimieren. Datenschutzrisiken und rechtliche Herausforderungen sind Aspekte, die Unternehmen sorgfältig berücksichtigen müssen. Die Abhängigkeit von Technologieanbietenden kann zu einer gewissen Vulnerabilität führen und Bedenken der Mitarbeitenden hinsichtlich des Datenschutzes sollten ernst genommen werden. Zudem erfordert die Implementierung dieser Technologie erhebliche Kosten und Investitionen in die Infrastruktur.

Um die Potenziale dieser Technologie voll auszuschöpfen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren, sollten Unternehmen strenge Datenschutz- und Sicherheitsmaßnahmen implementieren, Mit-arbeitende aktiv einbeziehen, schulen und sicherstellen, dass sie alle geltenden Datenschutzvorschriften einhalten.

Insgesamt zeigt sich, dass die Nutzung von Gesundheitsdaten aus Smartwatches für KMU und ihre Arbeitnehmenden eine Chance darstellt, die Gesundheit und Produktivität zu fördern, sofern sie mit Bedacht und unter Beachtung der Datenschutz- und Compliance-Anforderungen eingesetzt wird. Es liegt an den Unternehmen, diese Technologie verantwortungsbewusst zu nutzen und sicherzustellen, dass sie den bestmöglichen Nutzen daraus ziehen.

 

Literatur

1duden.de/rechtschreibung/Smartwatch

2wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/smartwatch-54075

3 Hahn, Simone: Betriebliche Gesundheitsförderung. Springer Gabler 2014.

4 Bittner, Jenny et Wellmann, Christian: Gamification-Elemente bei Apps zur Bewegungsförderung. In: Wirtschaftspsychologie (4), Pabst Science Publishers 2016.

5, 6 Bundesministerium für Gesundheit: Gesund bleiben: Prävention und Gesundheitsförderung, 2023. URL: bundesgesundheitsministerium.de/krankenversicherung-praevention.html

7, 11dsgvo-gesetz.de

8 Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. URL: bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Informationen-und-Empfehlungen/Internet-der-Dinge-Smart-leben/Smart-Home/Wearables/wearables_node.html#doc509310bodyText3

9 Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik, Studie: Durchführungskonzept für Penetrationstests, 2020. URL: bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Publikationen/Studien/Penetrationstest/penetrationstest.pdf?__blob=publicationFile&v=3

10 FasterCapital. URL: fastercapital.com/de/startup-thema/schulung-ihrer-mitarbeiter.html

Kontakt
Digitales Innovationszentrum Greifswald
c/o DIZ am Hafen, Salinenstraße 26, 17489 Greifswald
Telefon: 03834 550550
E-Mail: diz[at]witeno.de