Thema: Best Practices Start-Up - Erfolgsgeschichten aus MV

Mareike Donath:
Liebe Hörerinnen und liebe Hörer,
Vielen Dank, dass sie sich auch heute wieder die Zeit für den Podcast vom „digitalen MV“ nehmen. 

Mecklenburg-Vorpommerns Gründerszene boomt. Vor allem in den Universitätsstädten und Hochschulen des Landes entstehen fortwährend neue Start-ups der unterschiedlichsten Bereiche. Enthusiastisch, Ideenreich und kreativ finden junge Gründer*innen Unterstützung und Rat beispielsweise in den Digitalen Innovationszentren des Landes, die wir Ihnen in der letzten Folge vorgestellt haben. 

Ich bin Mareike Donath, Leiterin der Stabsstelle für Digitalisierung und Internationales im Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern. Ich möchte Ihnen heute innovative Köpfe und erfolgreiche Gründer aus Mecklenburg Vorpommern vorstellen, die den Sprung vom Start-up zum Grown-up schon gemeistert haben. 

Mein erster Gesprächspartner kommt aus der Hanse- und Weltkulturerbestadt Stralsund. Ich spreche mit Tobias Gebhardt über sein Start up- wer oder was steckt eigentlich hinter GWA Hygiene?

Tobias Gebhardt [GWA Hygiene]:
Schönen guten Tag Frau Donath, vielen Dank für die Einladung. Hinter der GWA Hygiene steckt ein Start-up aus Stralsund, 2015 gegründet. Wie der Name schon vermuten lässt, dreht sich bei uns alles um das Thema Hygiene, Infektionsprävention, da das eben noch zu kurz kommt, insbesondere im Umfeld von Krankenhäusern. Wir haben eine Technologie entwickelt mit der man erfassen kann, wer sich wie häufig die Hände desinfiziert, um dann gezielt zu schauen, wo muss man Maßnahmen ergreifen und Infektionen zu vermeiden. Das Unternehmen ist auf 2013 zurückzuführen. Mein Mitgeschäftsführer lag selbst im Krankenhaus und hat dort nach seiner Operation gesehen, dass das Personal unterschiedlich häufig den Spender am Eingang des Zimmers benutzt. Da war die Frage - Kann das jeder machen wie er möchte? Gibt es Messmethoden, Anforderungen, Regularien? Diese Fragestellung war nicht zufriedenstellend beantwortet. Das war unsere Geburtsstunde. Nach und nach hat sich das Team aus den verschiedensten Akteuren aufgebaut. Wir entwickeln ja die Sensoren, die Software, die Datenauswertung - alles passiert inhouse. Mittlerweile haben wir ein 30-köpfiges Team, im Kern sind wir vier Leute, die die Gründer sind, verteilt auf die Bereiche Hardware-, Softwareentwicklung, die Geschäftsführer Maik Gronau und meine Wenigkeit.

Mareike Donath:
Ich kann mir vorstellen, dass das ganze Thema Hygienemaßnahmen durch die Corona Pandemie unheimlich an Bedeutung zugenommen hat. Auch für euch wird sich das ein oder andere in Bedeutung und Wahrnehmung geändert haben. Wie nehmt ihr das gerade wahr?

Tobias Gebhardt [GWA Hygiene]:
Absolut! Das Bewusstsein ist natürlich so hoch wie nie zuvor, es ist ein Stück weit wünschenswert. Ich sage immer, wenn ein Chirurg im Krankenhaus eine Operation durchführt, dann kann dieses Krankenhaus eine Rechnung stellen. Wenn aber das Hygieneteam eine Infektion vermeidet, dann taucht das in den Büchern nirgends auf. Das ist leider so ein bisschen das Bild, das wir vor der Corona Pandemie hatten. Ja, Hygiene kostet Geld, aber wenn man es eben nicht macht, dann kostet es viel viel mehr Geld. Wir merken das gerade an den ganzen Lockdowns. Wenn wir keine Maßnahmen ergreifen, dann ist es hinten herum extrem teuer, wenn wir erst einmal ein Ausbruchsgeschehen haben. Dieses Bewusstsein wollen wir natürlich nutzen und dementsprechend die Krankenhäuser dort unterstützen, weil die Hygiene noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist. Das sind extrem manuelle Prozesse, die viel Personal benötigen und da braucht es Digitalisierung. Danach rufen auch die Verantwortlichen im Krankenhaus, wurden aber bisher noch nicht erhört. Das ist natürlich unsere große Hoffnung jetzt, dass man sagt, dort werden jetzt auch entsprechend Budgets zur Verfügung gestellt, um die Digitalisierung mit der Hygiene zusammenzubringen. Gleichzeitig haben wir natürlich auch noch, weil wir hier in einer touristisch geprägten Region sind, Spendersäulen mitentwickelt, die wir dann an gastronomische Einrichtungen, an Hotels und Läden vertrieben haben damit sie vorbereitet sind, wenn Öffnungsschritte wieder möglich sind und die Händedesinfektion im Eingangsbereich, oder wo es sonst noch notwendig ist, durchgeführt werden kann.

Mareike Donath:
Wohin geht die Reise? Was macht ihr euch im Team intern diesbezüglich für Gedanken?

Tobias Gebhardt [GWA Hygiene]:
Das ist natürlich auch komplex. Ein Warenhaus zu digitalisieren, Prozesse zu optimieren ist sicherlich ein Stück weit einfacher, als ein Krankenhaus, wo viele Menschen unterwegs sind und es ist hoch komplex. Nichtsdestotrotz braucht es dort Optimierungen. Vor allem ist ja auch immer die Fragen, ist ein Krankenhaus wirtschaftlich? Ja oder nein? Wenn man dann sieht, welche Ineffizienzen noch im Krankenhaus sind. Da gibt es Aussagen wie: “Bei einer Schicht eines Mitarbeiters wird von acht Stunden allein über eine Stunde nach irgendwelchen Geräten gesucht”. Dass das nicht zielführend sein kann und diese ganzen Dokumentationsaufwände von der eigentlichen Aufgabe der Patientenversorgung zu viel Zeit wegnehmen, ist offensichtlich. Deswegen sagen wir, braucht es smarte Lösungen, digitale Assistenten, die das Krankenhauspersonal entlasten, damit sie sich wieder um die primären Tätigkeiten kümmern können. Somit wird die Patientenversorgung verbessert und die Mitarbeiter haben mehr Zeit für die wichtigen hygienischen Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Da gibt es jetzt auch ein Krankenhauszukunftsgesetz, welches im Zuge der Corona Pandemie ins Leben gerufen wurde. 4,3 Milliarden Euro, die da von Bund und Ländern für die Krankenhäuser bereitgestellt werden. Da wollen wir natürlich mit auftreten, auch gemeinsam mit anderen Start-ups. Das Problem ist leider, dass man im Krankenhaus noch viele technische Insellösungen hat. Ich glaube, man muss genau da ansetzen, um die Prozessineffizienzen zu verbessern. Da wollen wir mit anderen Unternehmen/ Start-ups zusammen auftreten, haben ein Konsortium gebildet, um dann letztlich den Krankenhäusern zu helfen, Prozesse mit digitalen Lösungen zu verbessern. Das ist aus unserer Sicht ein zentraler Baustein, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und natürlich die Patientensicherheit zu erhöhen. 

Mareike Donath:
Wenn ich Ihnen so zuhöre - kann man bei Ihnen noch von einem Start-Up reden? Man stellt sich beim Start-up typischerweise immer einen jungen Gründer vor, der noch viele, viele Flausen im Kopf hat. Wie empfinden Sie sich selbst mit Ihrem Unternehmen?

Tobias Gebhardt [GWA Hygiene]:
Es gibt ja keine offizielle Definition für ein Start-Up, da wurde nicht definiert. Dann gibt es fortsetzende Namen Scale-Up, eine Stufe, wo man schon über die Anfangsphase hinaus ist. Irgendwo da würden wir uns einsortieren. Natürlich ist es ganz wichtig, auch wenn man jetzt schon auf 30 Mitarbeiter gewachsen ist, dass der Spirit aufrechterhalten bleibt, trotz eventueller Wachstumsschmerzen. Wir arbeiten ja auch mit etablierten Firmen, Konzernen zusammen. Wenn man manchmal sieht, wie träge Entscheidungen und Prozesse dort sind, dann denke ich mir immer, es ist schön, wenn man nach so einem Termin zurück in die eigene Firma gehen kann und weiß, da ist noch mehr Agilität an der Tagesordnung. Das möchten wir uns auf jeden Fall aufrechterhalten. Wir sind letztes Jahr im Sommer fünf Jahre alt geworden - im Herzen sind wir auf jeden Fall noch ein Start-up, alles andere mögen gern andere beurteilen, wenn sie eine bessere Definition haben.

Mareike Donath:
Die “Scale-Up Szene” in MV - so würde ich es jetzt mal betiteln wollen. Was machen die aus? Die Bedeutung für die Wirtschaftskraft des Landes - kann man dort schon Ableitungen tätigen, wie wichtig sie Szene ist?

Tobias Gebhardt [GWA Hygiene]:
Wir haben jetzt Anfang des Jahres auch Nachmittage durchgeführt mit mittlerweile knapp 40 Teilnehmern der Start-Up Szene aus Mecklenburg-Vorpommern. Das sind jetzt mittlerweile 65 und mehr Millionen Euro, die die alleine eingesammelt haben mit anderen Investitionsmitteln. Wir haben über 400 Arbeitsplätze geschaffen, über 1,7 Millionen Nutzer, über 50 Patente angemeldet. Also ich denke man sieht schon, dass das ein klarer Wirtschaftsfaktor für die Zukunft unseres Landes sein kann. Das möchte ich natürlich auch bündeln und mit nach außen tragen, weil das natürlich schwer greifbar ist. Jeder hat schon mal von Start-Up gehört? Was bedeutet das ganz konkret für Mecklenburg-Vorpommern? Und dafür haben wir diese erste Aktion gestartet und möchten das natürlich in die Breite tragen und auch weitere Leute animieren zu sagen: “Ich traue mich mal etwas. Ich gehe mal raus und starte was”. Und ja, dafür möchten wir diese Fahne erstmal in den Wind hängen.

Mareike Donath:
Bevor man ein Scale-Up wird - da gab es bestimmt viele, viele, viele, viele unterstützende und helfende Hände. Wie muss man sich das vorstellen?

Tobias Gebhardt [GWA Hygiene]:
Ich glaube ganz ganz wichtig ist es, eine Spielwiese zu bekommen, auf der man sein Können zum Testen auf die Probe stellen kann.. Und das hatten wir damals in der Hochschule hier in Stralsund. Da haben wir ganz rudimentär damals getestet. Sind es eher die Männlein oder Weiblein, die nach einem Toilettengang den Spender nutzen? Man braucht auch offenes, ehrliches Feedback und wirklich einen, der einem Vertrauen schenkt. Der sagt: “Komm gerne zu mir, teste das aus. Wir geben dir offen ehrliches Feedback und schleifen dann gemeinsam dieses Produkt rund”. Und natürlich auch die Kapitalgeber. Wir hatten damals das Landes-Gründerstipendium, zuvor das EXIST Stipendium. Ich denke, das sind ganz wichtige Vehikel, um wirklich von der Idee, die ja aus einem eigenen Erlebnis im Krankenhausbett quasi geboren wurde, bis hin zum Reifeprozess. Dann haben uns dafür entschieden, auch noch größere Schritte gehen zu wollen, haben Risikokapitalgeber gewonnen. High-Tech Gründerfond - das ist einer der größten Frühfinanzierungs-Firmen aus Deutschland. Gleichzeitig haben wir auch die MIG Fonds  aus München, das unser Hauptinvestor ist. Sie haben zum Beispiel auch bei BioNTech, ist ja derzeit in aller Munde, mit investiert. Da war damals die Aussage, dass sie immer dachten, die nördlichste Grenze der deutschen Startup-Szene sei in Berlin. Wir müssen einfach noch viel mehr zeigen. Was steckt hier in der Szene? Auch da mal ein paar Jahre zurück, ich tummle mich ja schon so zehn, elf Jahre in der Start-Up Szene. Wir hatten mal eine Veranstaltung, wo auch Berliner Investoren zu Gast waren, bei einer Pitch Veranstaltung. Und da sagten die zu mir Nachgang: “Mensch, was ihr hier habt, davon wissen wir in Berlin gar nichts. In Berlin, da wissen die Gründer ganz genau, was sie zu sagen haben und da hauen sie nur so auf den Putz. Wo wir immer gar nicht genau wissen, können wir das jetzt glauben, oder nicht? Und ihr hier von der Küste, ihr seid viel zu bodenständig. Ihr müsst auch mal ein bisschen selbstbewusst auftreten,  da steckt mehr dahinter, aber das müsst ihr auch zeigen. Ansonsten kommt das in Berlin nicht an”. Ich glaube, da hat sich in den letzten zehn Jahren wirklich viel getan im Land. 
Aber wir wollen natürlich auch noch mehr, damit aus dem heutigen Start-Ups, die 40 genannten, die da teilgenommen haben, natürlich noch viel, viel mehr werden und noch viel größer. Wenn ich da eine kleine Anekdote teilen darf. 2013 durfte ich mit einer Delegation um Philipp Rösler und insgesamt 100 Gründern, Unternehmern ins Silicon Valley reisen. Und eine Botschaft hat mich seitdem nicht losgelassen. Und zwar sagten die dort im Silicon Valley, dass wenn man als Amerikaner etwas startet und sagt “Ich möchte meinen heimischen Markt erobern”, dann ist das okay. Dann hat man einen Markt von 320 Millionen Menschen. Wenn das jetzt die Leute tun würden, die Gründer aus Israel, aus Schweden, aus Estland sagen “Ich guck mir mal meinen heimischen Markt an. Und wenn ich den erobere, dann ist es fein”. Das reicht dort nicht. Die müssen von Tag eins an die Internationalisierung denken. Und wir in Deutschland sind ein bisschen so “Stuck in the Middle”. Wir sind nicht Estland, wir sind nicht USA. Wir haben 80 Millionen Einwohner. Und das führt leider dazu, dass wir nicht groß genug denken. Es gibt im DAX noch eine Firma, wo die Gründer noch leben, das SAP. Die sind auch schon etwas älter. Und wir hatten ja mal eine Gründerzeit. Werner von Siemens, Robert Bosch, Carl Benz - ja, aber leider liegt das alles zurück. Doch wir müssen uns einfach trauen. Wir müssen größer denken, auch über die Landesgrenzen hinaus. Wir haben so viele spannende Themen Gesundheit, Mobilität, Energie. Wo wollen wir uns positionieren, wo wollen wir gemeinsam auftreten? Ich glaube, da sollten uns alle Gedanken machen, anpacken und losmarschieren.

Mareike Donath:
Was ist Ihre Vision fürs digitale MV?

Tobias Gebhardt [GWA Hygiene]:
Ganz klar, dass wir neue Ansätze gehen. Also ich würde mir wirklich wünschen, dass wir uns an komplett neue Innovationen herantrauen. Also z.B. wird jetzt  ein Start-Up, zwar aus München, an die Börse gehen, die ein Lufttaxi mitentwickeln. Dann sollten wir einerseits unsere eigene Innovation vorantreiben, aber vielleicht auch solche angehen. Wir haben eine tolle Umgebung hier in Mecklenburg-Vorpommern. Können wir die doch einladen und sagen, wir haben hier eine tolle Fläche, wir könnten hier Sachen ausprobieren. Lufttaxi ist ja auch nicht ganz trivial, das zuzulassen. Dann glaube ich haben wir eine tolle Umgebung hier bei uns im Land. Packen wir das doch mit auf unsere Marketing Botschaft, laden alle ein und sagen - das ist doch die perfekte Umgebung um hier etwas zu gründen, um Ideen entstehen zu lassen und reifen zu lassen. Ich glaube, wenn wir diese Botschaften in die Köpfe bekommen, dann wird in den nächsten Jahren noch viel, viel mehr entstehen.

Mareike Donath:
“Freiraum für Ihre Ideen” fällt mir als Leitspruch dafür ein. Ich bedanke mich mit einer kleinen Frage nochmal für das Gespräch. Hand aufs Herz für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer: Wer hat den Spender im Krankenhaus öfter benutzt? Frauen oder Männer?

Tobias Gebhardt [GWA Hygiene]:
Es waren tatsächlich die Männer, muss man sagen. Ich weiß nicht, wie repräsentativ das ist. Wir haben das nicht nochmal geprüft, aber das waren damals die Männer.

Mareike Donath:
Herr Gebhardt, vielen Dank für das Gespräch.

Tobias Gebhardt [GWA Hygiene]:
Sehr, sehr gerne Frau Donath. Alles Gute!

Mareike Donath:
Und nun herzlich Willkommen - mein nächster Gast aus Rostock, Jan Tauer von Tweedback. Bitte stellen Sie sich zunächst einmal kurz vor.

Jan Tauer [Tweedback]:
Ich bin Jan Tauer, einer der Mitgründer und Geschäftsführer von Tweedback. Ich bin gebürtig Schleswig-Holsteiner und hier zum Studium hergekommen. Im Land zum Leben, dann auch sogar hier geblieben, meine Frau hier kennengelernt, Familie gegründet wird und das Start-Up mit gegründet. Tweedback kommt aus der Universität Rostock, da wo ich studiert habe. In dem Rahmen hab ich Tweedback auch kennengelernt, weil ich habe noch zwei, drei Jahre in der Uni als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet und Tweedback selbst als Werkzeug/ Tool verwendet. Denn mit Tweedback schafft man es, die Nähe zu seinen Studierenden zurückzugewinnen. Also ich kann relativ schnell digital abfragen: “Habt ihr verstanden, was ich gerade vermitteln wollte”? Ich teile nur einen Link. Alle können einfach mit den Geräten mit reinkommen, ich sehe in Echtzeit die Ergebnisse und kann dann meinen nächsten Schritt anhand der Ergebnisse weiter planen. Das Ganze hat sich weiterentwickelt mit Tweedback, weil es ja nicht nur für die Hochschule interessant war, sondern Lehrer kam auf Tweedback zu und sagten: “Ich möchte das für meinen Unterricht verwenden”. Das war dann am Anfang noch nicht so einfach in Mecklenburg-Vorpommern. Deswegen haben wir die Tweedback-Box gebaut, die ein eigenes WLAN, eigenes lokales Tweedback bereitstellt. Also ohne, dass man Internet in der Schule hatte, weil das gab's ja damals noch nicht. So ging Tweedback zur Schule. Wir haben Tweedback aber viel für Events gemacht, große Events, Live-Events, die man interaktiver gestalten möchte. Event Erlebnisse schaffen, dem Moderator die Möglichkeit zu geben, relevante Fragen vom Publikum aufzugreifen, indem das Publikum die Fragen währenddessen schon auf ihren Geräten eintippen kann, die Fragen der anderen sieht und die auch noch liken kann, sodass man automatisch gewichtete Fragen erhält. Es erleichtert die Arbeit des Moderators, erhöht das Event Erlebnis und den Spaßfaktor für die Teilnehmenden und erreicht die Zeche, die man als Event Organisator hat, auch noch viel besser. In diese Richtung geht Tweedback noch viel weiter. Und wir wollen das didaktische Werk und das Interaktionstool, was Tweedback ist, weiter kombinieren. Außer der Didaktik Forschung, gibt's noch ein paar mehr spannende Ansätze, die wir auch für Event Erlebnisse nutzen können und das ist Tweedback, so wird sich Tweedback weiterentwickeln. Ein digitales Produkt entsteht ja immer aus einem Bedürfnis heraus, irgendetwas besser oder anders zu machen. Nicht nur von A über B nach C zu kommen, sondern von A direkt zu C. Also bei uns, bei Tweedback oder meinem Start-Up ist es der Ansatz: “Wie schaffe ich es, Bildung/ Hochschulbildung zu verbessern”? Indem ich die PCs und all das, was die Studenten in Hörsaal mit hineinnehmen, verwende. Wenn man diesen neuen Gedanken geht, dann entwickeln sich meist die digitalen Produkte. Ohne das geht es nicht. Ohne das Bedürfnis brauchen wir auch kein digitales Produkt.

Mareike Donath:
Wie ist Tweedback eigentlich entstanden? Welche Geschichte steckt dahinter?

Jan Tauer [Tweedback]: 
Tweedback kommt aus der Ideenschmiede der Universität Rostock, sage ich immer gern. Professor Dr. Clemens Cap, Informatik Professor der Universität Rostock, hat sich genau diese Frage gestellt, da es sein Forschungsgebiet mit betrifft (Kommunikationstechnologien). “Kann ich das didaktisch wertvoll in den Hörsaal integrieren und nutzen”? Die Idee war dann, dass der Professor die Möglichkeit hat, live Umfragen zu stellen. Die Studierenden können an ihren Geräten abstimmen und er sieht live die Ergebnisse. Professoren sind nicht unbedingt die ausgebildetsten Didaktiker, weil sie eher Forscher und Professoren in ihrem Gebiet sind. Aber ihnen ein Hilfsmittel zu geben, die Bedürfnisse oder den Wissensstand der Zuhörenden besser zu verstehen, das hilft dann auch in der Didaktik oder Wissens-, Kompetenzvermittlung. Und gleichzeitig gibt es Probleme. Die Studierenden melden sich nicht, es sind immer so viele. Oder es sind nur 20, aber keiner traut sich die Frage zu stellen, weil die Frage gefühlt dumm ist. So, natürlich ist sie das nicht. Jede Frage ist wichtig und wertvoll. Deswegen ist Tweedback als anonymer Kommunikationskanal, als didaktisches Werkzeug entwickelt worden, was den Studenten hilft und den Professoren, Dozenten. Das ist die Grundidee. Da gab's drei Jahre Forschungsarbeit an der Universität Rostock mit Didaktik, Forschern, UX-Designern und Informatikern, um daraus irgendwie einen ersten, halbwegs fertigen Prototyp zu schaffen, der irgendwie funktioniert, um auszutesten, wie wirkt das wirklich.

Mareike Donath:
Ihr Wert für das Produkt Tweedback möchte sicherlich auch größer werden und wachsen. Digitale Ideen an den Mann zu bringen - Ist das ein schwieriges Unterfangen? Ist es leicht verständlich? Kommt man da auf eine hohe Akzeptanz oder wie muss man das verstehen?

Jan Tauer [Tweedback]: 
Man hat mehrere Hemmschwellen, die man bearbeiten muss, will ich mal sagen. Denn wenn eine Branche, ein Unternehmen oder meine Zielgruppe noch nicht so digital arbeitet, dann kann ich vielleicht die Idee des Produktes von Tweedback vermitteln, aber die Umsetzung noch nicht. Also wenn jemand damit nicht unbedingt regelmäßig Kontakt hat, fällt es ihm erstmal schwer, überhaupt das Internet aufzumachen und für seinen Arbeitsalltag zu verwenden. Das heißt, er muss ganz neu an sich, an seinen Kompetenzen arbeiten. Das merkt man in der digitalen Bildung. Ich habe sogar einen auf einer Bildungsmesse getroffen, der relativ älter war. Er hatte noch nichts mit dem Internet zu tun gefühlt, weil er sagt: “Das Internet - ich glaube nicht, dass sich das durchsetzt”, wirklich so in diesen Worten. Ich habe das bisher immer nur für einen Gag gehalten, als ich ihm unsere Idee gepitcht hab. Aber es gibt diese Leute. Es gibt auch innerhalb der Zielgruppe, die man dann anspricht, ganz klare Gegner, die sagen: “Ach, ich will das doch nicht anonym haben. Was sind denn das”? Aber die ganzen Mehrwerte, die da draußen stehen, nicht nur in Schwarz und Weiß zu denken. Das ist ein Prozess, der in einem Menschen stattfindet. Das ist Digitalisierung unserer Gesellschaft. Es ist ja genau das Gleiche. Das bedeutet nicht, ich mache jetzt irgendwas digital, sondern ich fange an digital mit als mein Lebensteil zu verstehen,mitzudenken, das mit zu leben - nicht es gibt nur digital oder nur analog. Das lässt sich irgendwann beides nicht mehr wegdenken und so auch Tweedback. Man macht eine Umfrage im Unterricht nicht einfach nur, weil man die Umfrage machen will, sondern ich hab damit ja ein Ziel. Ich möchte z.B. alle aktivieren. Jeder soll sich jetzt eine Meinung bilden zu dem nächsten Lockdown - im Schulkontext vielleicht oder im Unternehmen selbst. Mit der Beantwortung der Frage mache ich etwas und bewirke etwas. Das mache ich dann halt nicht mehr digital. E ist also die Kombination aus beidem und das sind die Herausforderungen, die Hemmschwellen, die wir erleben, was lustig ist.

Mareike Donath:
Wie ist Ihre Vision für das digitale MV?

Jan Tauer [Tweedback]:
Meine Vision fürs digitale MV ist, dass wir digital mitdenken. Dass wir versuchen, neuen Ideen und Ansätzen, die aus dem Digitalen kommen, eine Chance zu geben, so etwas wie ein Teil unserer Kultur zu werden, sodass auch gewisse Prozesse in meinem Unternehmen vielleicht gar nicht mehr notwendig sind in dem Umfang, dafür dann aber andere Kompetenzen beteiligt sind. Digitales MV bedeutet für mich nicht nur Arbeit, sondern eben auch in, Freizeit, Beruf und Familie all das mitzudenken. Ich würde mir wünschen, dass viele Ideen auch aus Mecklenburg-Vorpommern kommen. Deswegen hoffe ich auch, dass die Hemmschwellen, die Start-Ups haben, also digitale Start-Ups, reduziert sind. Das heißt, wenn jemand ein Startup, eine gute Idee hat, dass er auch Möglichkeiten hat, Partner findet ihr im Land, die auszuprobieren (“Proof of Concept”). Funktioniert meine Idee denn wirklich so, wie ich mir das vorstelle oder muss ich es anpassen? Wäre super, wenn die Ideen hier in MV kommen. Genauso denke ich mir für Formate, also Start-Ups, digitale Start-Ups, sind nochmal eine ganz andere Sparte als “ich produziere ein Produkt und habe da Handwerk”. Deswegen dort vielleicht auch andere Wettbewerbe auszuschreiben, mitzumachen oder andere Finanzierungsmöglichkeiten zu denken. Denn ich weiß noch, wir wollten ein Bankkonto eröffnen, einfach nur ein Tweedback Bankkonto. Wir wollten gar keinen Kredit oder irgendetwas von der Bank. Und eine Bank sagte uns: “Naja, also ein Bankkonto können sie haben, aber sie wissen schon, wir würden ihnen kein Geld geben”. Also das war eine unglaubliche Barriere, weil die Konzepte der digitalen Geschäftsmodelle vielleicht noch nicht verstanden werden. Aber da tut sich im Land gerade sehr viel. Das finde ich fantastisch, deswegen finden wir uns ja auch als Gründer zusammen. Erlebe das ja, dass wir, die Start-Up Szene, dass die größer und stärker wird, immer mehr gemeinschaftlich zusammenarbeitet. Genau das wünsche ich mir noch mehr und noch stärker, diesen Zusammenhalt, dieses Miteinander, diesen Erfahrungsaustausch. Es gibt ein paar mehrere digitale Start-Ups hier in MV und das finde ich fantastisch, im Austausch mit den zu bleiben. 

Mareike Donath:
Herr Tauer, Ihre nächsten konkreten Schritte für Ihr Unternehmen - wo wird die Reise für Tweedback hingehen?

Jan Tauer [Tweedback]:
Der nächste Schritt ist, dass wir auch eine Finanzierungsrunde, eine erste Finanzierungsrunde machen, da wir noch ein paar mehr spannende Ideen haben, die wir in unseren Branchen entdeckt haben. Die will ich jetzt noch nicht verraten, aber dafür brauchen wir eine Finanzierungsrunde. Es wird sehr spannend. Genau, also neue Ideen aus MV. Das ist sozusagen unser nächster Schritt.

Mareike Donath:
Herr Tauer, wer steckt eigentlich als Team hinter Tweedback?

Jan Tauer [Tweedback]:
Wir haben uns zu dritt als drei Studenten auf den Weg gemacht und hatten von vornherein immer den Professor, den Ideengeber Professor Dr. Clemens Cap, als Mentor. Den haben wir auch heute noch. Wir haben auch die Universität Rostock als Kooperations- und Forschungspartner. Genauso haben wir 2/3 kleinere Mitarbeiter, würde ich mal sagen, für einzelne Bereiche im Marketing oder in der Entwicklung. Also noch relativ schmal gehalten, weil wir mit Stipendien gegründet haben. Wir haben noch keine Finanzierungsrunde gemacht und wir wachsen gerade aus Umsatz organisch.

Mareike Donath:
Herr Tauer, Sie haben die Zuhörerinnen und Zuhörer in freudige Erwartung gebracht auf die nächsten Schritte, wohin sich das Unternehmen entwickeln wird. Ich freue mich, wenn Sie auch zu einer späteren Folge wieder dabei sind und über Ihr neues Projekt erzählen. Herzlichen Dank für Ihre Zeit.

Jan Tauer [Tweedback]:
Sehr gerne. Dankeschön, dass ich hier sein durfte.

Mareike Donath:
Als nächsten Gast begrüße ich einen ehemaligen Gründer eines inzwischen sehr bekannten und erfolgreichen Start-Ups Advocado, eine Vermittlungsplattform für Anwaltsleistungen, aus Greifswald. Herr Block, Sie haben das Wort.

Maximilian Block [Advocado]:
Maximilian Block, ich bin 38 Jahre alt, gebürtig aus Brandenburg und habe an der Universität in Greifswald Jura studiert. Wie vielleicht den einen oder anderen Zuhörerinnen und Zuhörern bekannt ist, habe ich 2013 mit Co-Gründer Jakob die Advocado gegründet in Greifswald und diese seither mit ihm gemeinsam vorangetrieben. Ich bin mittlerweile aus dem operativen Geschäft, ich war lange Zeit CEO, ausgeschieden. Wir sind sehr glücklich, dass wir mit dem Andreas einen Nachfolger gefunden haben, der uns hier unterstützt, die Advocado zum Weltmarktführer zu bringen. Wir sind schon im deutschsprachigen Raum sehr, sehr stark aktiv und das wird natürlich auch weiter wachsen. Was meine derzeitige Rolle betrifft, ich bin weiterhin Chairman of the Board der Advocado, bin Gesellschafter bei der Advocado und jetzt auch auf neuen Sphären mit neuen Projekten unterwegs. Da kann ich noch nicht ganz so viel sagen. Ich kann dazu sagen, dass ich bei den 5_Scales mitwirke. Wir wollen hier entsprechend das Land MV nach vorne bringen, was die Digitalisierung betrifft, als auch unsere Start-Up Landschaft. Selbst bin ich auch unterwegs als Investor, als Business Angel und möchte mich da auch als Mentor sehen.

Mareike Donath:
Advocado zählt mittlerweile zu den innovativsten Unternehmen, auch in Deutschland. Können Sie kurz den Zuhörerinnen und Zuhörern skizzieren, wie war eigentlich der Weg? Das Gründungsjahr haben Sie benannt. Wie ist das gelaufen? Wie muss man sich das vorstellen? Wie ist die Idee entstanden? Und was waren eigentlich die wichtigsten Meilensteine?

Maximilian Block [Advocado]:
Also die Idee ist schon viel, viel früher entstanden. Ich entstamme einer Anwaltsfamilie. Mein Vater ist jetzt mittlerweile seit über 38 Jahren zugelassener Rechtsanwalt in der Provinz. Das muss ich betonen, weil genau das der Hintergrund ist, warum sich mit Digitalisierung schon sehr frühzeitig auseinandersetzen muss. Wir haben oder ich habe als Schüler schon sehr oft der Kanzlei mithelfen können, hab dann im Jahr 2000. auch wo diese Internet Bubble war, einige Internetprojekte vorangetrieben und auch schon gesehen, dass es Rechtsmarkt digitalisiert werden kann. Zu dem Zeitpunkt habe ich die Advocado als Web-Plattform ins Leben gerufen, als Schülerprojekt. Hab dann den Weg eingeschlagen, erstmal ins klassische Jurastudium zu vollziehen in Greifswald, dann auch. Mein Professor, der mich immer über Jahre begleitet hat, führte mich an den Ideenwettbewerb 2013 an einer Universität. Da hab ich das Projekt aus der Schublade geholt, ich habe es ja nie vergessen. Ich hab ja immer nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet und hab da auch bei dem Ideenwettbewerb den Jacob kennengelernt. Und so haben wir uns zusammengefunden. Er hat ein anderes Projekt und ich das Advocado-Projekt. Bei dem ein oder anderen Bier haben wir dann beschlossen, das Ganze nach vorne zu treiben, zur Gründung zu bringen. Das war in 2014 mit 1.000 Euro, das war unser Startkapital. Und ich muss dazu sagen, von den Voraussetzungen, sie hätten natürlich nicht schwieriger sein können. Das Thema Start-Up war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so präsent, da wurde es natürlich klassisch immer nur mit einer Unternehmensgründung verbunden. Wir haben dann noch Kredite selber aufgenommen. Das heißt, wir waren schon sehr, sehr früh immer sehr überzeugt von dem ganzen Projekt, haben auch die richtigen Leute kennengelernt. Mit uns gemeinsam mit Stefan dazugekommen, die ersten Entwickler, Tom, dann auch Max Köppen, der uns im Vertrieb und Service seitdem unterstützt hat. Ein Team ist ja eine ganz, ganz wichtige und elementare Grundlage, dass es dann auch erfolgreich wird. Da haben wir glücklicherweise zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute zusammen bekommen. Also das war so ein bisschen die Gründungsphase, wir mussten uns erst mal finden. Wie sieht so ein Pitch Deck aus? Was ist ein Pitch Deck? Was sind Kennzahlen? Wo geht die Reise eigentlich hin? Das Geschäftsmodell modulieren usw. Da mussten wir uns, glaube ich, viel Wissen aneignen.

Mareike Donath:
Jetzt sind Sie ja selbst als Mentor, Investor unterwegs. Wie muss man sich das vorstellen?

Maximilian Block [Advocado]:
Es ist schon ganz anders, man wechselt die Seite letztendlich. Also es ist interessant zu spüren, dass man jetzt sehr oft gefragt wird: “Willst du nicht investieren? Schauen wir uns das mal an und das mal an”. Man setzt sich auch vielmehr mit anderen Geschäftsmodellen oder Ideen auseinander. Vorher war es immer so, man hat seine eigene Idee verfolgt. Es ist spannend, sich mit den neuen Themen und mit anderen Konzepten, anderen Teams auseinanderzusetzen. Man vergleicht jetzt auch. Ich kann’s aus der Praxis immer sehen, wie waren wir früher? Mit welchem Engagement oder welches Know-How hatten wir zur Gründung, was brauchten wir? Das ist toll. Das kann man schon ein bisschen in den Gesprächen, die ich bisher geführt habe, sehen, dass das jetzt sehr viel Früchte trägt, wenn ich dem einen oder anderen schon mal, ist ja Pro Bono Beratung was ich derzeit mache, einfach mal etwas mitgebe und sage: “Mach doch das, mach doch das, macht doch das”. Da muss man sich aber auch sehr viel aneignen. Man muss ja gucken, wie man entsprechende Investments kalkuliert. Was ist die Erfolgswahrscheinlichkeit? Und da hab ich auch in meiner Gründung mit meiner operativen Tätigkeit, die ich über Jahre durchgeführt habe, gute Kontakte, ein gutes Netzwerk aufgebaut. Man wird jetzt auch immer wieder bombardierten Pressetext, man weiß gar nicht, wo man die Zeit hernehmen soll, so viel durchzuschauen, aber das macht tierisch viel Spaß.

Mareike Donath:
Die eigene Lernkurve für andere nutzbar machen - das motiviert und beflügelt Sie. An der Stelle, wo geht für Sie die Reise hin? Ganz persönlich.

Maximilian Block [Advocado]:
Für mich ist derzeit diese Entwicklung in der Investorenberatung sehr, sehr interessant. Das möchte ich erstmal weiter forcieren. Ich habe auch noch einige Ideen in der Schublade, wo ich aber auch sage, die können noch ein bisschen warten, da ist der Zeitpunkt vielleicht noch ein bisschen früh, so wie bei Advocado damals in 2000. Vielleicht muss ich nochmal 5 Jahre warten? Spaß beiseite, aber es gibt doch einige andere Ideen, wo ich sage, die könnte ich mir auch wieder vorstellen, selber umzusetzen oder mit einem Team wo ich sehe, da klappt es auch dann als Investor. Sowas, dass man die Ideen dann damit einbringt, man wird ja auch nicht jünger. Wir haben ja auch noch ganz andere Lebens- und Rahmenbedingungen gehabt, wo wir die Advocado gegründet haben. Das muss man ja auch sehen als wichtigen Erfolgsfaktor. Jetzt ist es so, man hat auch Familie, man hat andere Grundlagen, die man bewirtschaften muss. Dann freue ich mich auf die nächsten Projekte, die da kommen. Auch wo wir uns im Land positionieren, wird nochmal viel Zeit in Anspruch nehmen. Wo ich mich auch freue, weil es wird qualitativ sehr hochwertig, was da von uns wird. Wir freuen uns, auch die Start-Up Szene hier mit unserem Know How zu unterstützen.

Mareike Donath:
Ihr Rat an die jüngeren Gründerinnen und Gründer, die jetzt loslegen wollen und sich vielleicht noch nicht trauen. Was ist Ihr Rat?

Maximilian Block [Advocado]:
Also gerade jetzt in einer Krise, sage ich mal, die Pandemie hat ja jeden bei uns hier getroffen und hat auch gezeigt, dass die Digitalisierung uns nur noch weiter stärken kann. Geht raus mit der Idee, setzt diese Idee schnellstmöglich um, lasst euch da nicht von irgendwelchen, ich sage jetzt mal “Bedenkenträgern”, hemmen. Sprecht die richtigen Leute an. Möchte gerne uns hier mit nennen, sprecht uns an, wenn euch da was vorschwebt, auch wenn ihr noch nicht gegründet habt. Da stehen wir euch, auch mit 5_Scales, zur Verfügung. Einfach machen, einfach machen und überzeugt sein.

Mareike Donath:
Ihre Vision für das digitale MV?

Maximilian Block [Advocado]:
Meine Vision für das digitale MV ist, dass wir den Shift vom klassischen Ökosystem schnellstmöglich hinbekommen, wir haben ja wirklich traditionelle Wirtschaftszweige im Land, hin zu einem New Technology Fokus, der sich in der nächsten Zeit sehr, sehr stark entwickeln wird, sodass uns der Mix auf Dauer im Wettbewerb führend macht. 

Mareike Donath:
Für die Zuhörerinnen und Zuhörer zum Schluss die Information - die 5_Scales, kann man die irgendwo schon sehen? Seid ihr schon im Internet auffindbar? Wie sieht’s aus?

Maximilian Block [Advocado]:
Genau, also wir haben schon eine E-Mail Adresse, die sollte auch genutzt werden: kontakt@5scales.de , da kann man uns schon erreichen. Die Website wird demnächst auch aufgesetzt - 5scales.de, da sind wir für jeden ansprechbar. Sonst bin ich persönlich bzw. sind wir alle bei LinkedIn, dem Business Netzwerk, erreichbar. Schreibt uns einfach an, wir freuen uns und geben euch gerne sowohl Hilfestellungen als auch Feedback. 

Mareike Donath:
Im gesamten entwickeln sich die digitalen Innovationszentren, Freiraum für Ideen ist die Devise. Wie schätzen Sie das ein? Welche Rolle kommt den Innovationszentren, auch aus Ihrer Lernkurve heraus, zu?

Maximilian Block [Advocado]:
Der Schritt dahin, das zu initiieren und realisieren, ist aus meiner Sicht ein wichtiger gewesen, denn diese Zentren bieten ja die Anlaufstelle Nr. 1 lokal für diejenigen, die diese Ideen mit sich rumtragen und entsprechende Ansprechpartner suchen. Im Internet sucht und findet man sicher auch den einen oder anderen Ansprechpartner, diesen aber vor Ort in den Innovationszentren zu finden, dazu sind sie ja da. Sie sind ja die Inkubatoren, die die Ideen fokussiert, entsprechend der Schwerpunkte in dem Bereich, auf den Weg bringen, das ist ja das entscheidende. Man darf es nicht zu kleinteilig machen, das ist ganz entscheidend, aber ich glaube, so ist das Konzept auch nicht angelegt, sodass die Kooperation innerhalb der Zentren auch gut funktioniert und darüber hinaus eine starke Außenwirksamkeit erzeugt wird. 

Mareike Donath:
Mehr Informationen zu den digitalen Innovationszentren des Landes finden Sie online unter www.digitalesmv.de. Herzlichen Dank, Maximilian Block.
Als nächstes spreche ich mit Hanna Bachmann aus Rostock. Sie ist eine der Gründerinnen von Hepster. Willkommen! Hanna Bachmann, mögen Sie sich kurz vorstellen?

Hanna Bachmann [Hepster]:
Frau Donath, herzlichen Dank für die Einladung. Mein Name ist Hanna Bachmann. Ich bin Mitgründerin der Firma Hepster, des Start-Ups Hepster. Wir sind ein sogenanntes “Insurance Technology Start-Up” aus MV, aus Rostock um genau zu sein, das sich um die digitale Wertschöpfungskette der Versicherungsprodukte kümmert. Wir haben uns vor fünf Jahren aktiv gegründet, im Mai 2016. Damals noch mit der Idee, situative Versicherungsprodukte an den Markt zu bringen, das gab es damals nicht. Der Kunde kann sich von seinem Handy aus versichern für einen Zeitraum, in dem er den Versicherungsschutz benötigt - 14 Tage Urlaub, er mietet für 5 Tage ein Fahrrad auf Sylt. Das war die Grundidee von Hepster, die haben wir in den letzten fünf Jahren sehr, sehr stark weiterentwickelt. Mittlerweile verstehen wir uns als Plattform, ein Ökosystem für Embedded Insurance (eingebettete Versicherungsprodukte). Für uns bedeutet das, Versicherungsprodukte kommen immer dann zum Kunden, wenn er sie braucht, er muss gar nicht mehr aktiv darüber nachdenken. Das heißt, der Kunde kauft sich ein E-Bike und im Kaufprozess online kann er seine Versicherung schon mit abschließen. Ein Kunde mietet sich einen Roller, eine Kamera, es gibt auch Mietformate für Smartphones,Tablets - immer wenn der Kunde die Versicherung ganz konkret braucht, dann ist sie schon da und er kann sie mit abschließen. Das ist ganz grob das, was wir machen. Wir arbeiten sehr, sehr viel mit Kooperationspartner zusammen, wir haben einen eigenen Webshop. Sitzen in Rostock, sind jetzt fast 50 Mitarbeiter, wachsen sehr stark - so viel zu mir und Hepster.

Mareike Donath:
Wie sieht die Zukunft aus? Wohin geht die Reise? Wie muss man sich das vorstellen?

Hanna Bachmann [Hepster]:
Wir haben jetzt Ende letzten Jahres glücklicherweise unsere zweite Finanzierungsrunde abschließen können, haben jetzt zwei europäische Investoren an Bord, aus Frankreich und aus England. Unser nächster Schritt ist tatsächlich der Weg nach Europa und zwar in viele verschiedene Märkte in Europa. Wir sind momentan in Deutschland und Österreich tätig, haben alles aufgebaut, sodass wir problemlos, das ist ja bei den Versicherungen immer so eine Sache mit Regulatorik und rechtlichen Fragen, in europäische Märkte gehen können und das werden wir auch tun. Das sind unsere nächsten Schritte.

Mareike Donath:
Das klingt groß, das klingt nach einer tollen Vision, die sich auch verwirklicht hat. Beim Zahnarzt würde ich sagen: “Tat das weh”? Was waren eure wichtigsten Meilensteine? Was waren die Punkte wo man sagt, da sind wir durchgelaufen. Ein bisschen auch mit dem Fokus für all diejenigen Gründerinnen und Gründer, die vielleicht eine Idee haben und sich noch nicht so trauen, um das anfassbarer zu machen. Ich glaube, vieles mag auch keine Raketenwissenschaft gewesen sein. Wie ist das gelaufen?

Hanna Bachmann [Hepster]:
Würde ich jetzt sagen, es tat nicht weh, würde ich lügen. Das tue ich nicht. Es hat schon wehgetan, aber das gehört dazu. Das gehört zu allem, was mit wachsen, verwirklichen, was auch vor allem mit einer grünen Wiese zu tun hat. Dinge wirklich auszuprobieren und sie in einem Umfeld zu entwickeln, wo es etwas in der Art nicht gibt, gehören Schmerzen einfach dazu. Das ist völlig normal, aber das wird am Ende mit sehr viel Stolz und großartigen Erfahrungen auch belohnt. Ganz konkret, wir haben damals als wir 2016 gegründet haben, hatten wir vom Start-Ups InsurTech Funding keine Ahnung. Wir haben gesagt, wir haben hier eine Idee, die wollen wir umsetzen, wie machen wir das jetzt? Haben glücklicherweise sehr früh die MBMV (Mittelständische Beteiligungsgesellschaft MV) für uns gewinnen können, die schon sehr früh an uns geglaubt haben, auch an die Idee, aber vor allem an uns als Team, den dreien trauen wir das zu. Das war so der erste Meilenstein, das es wirklich jemanden gibt der sagt: “ Ich glaube an dieses Team, ich glaube an diese Idee, ich investiere da tatsächlich aus Geld rein und das nicht zu knapp”. Das war der erste Meilenstein. Der zweite Meilenstein war tatsächlich, als wir unseren Webshop gelauncht haben, wie man das so schön nennt. Das war im April 2017. Da haben wir, das gab es damals am Markt einfach nicht, dass sich ein Kunde in drei Schritten, in maximal zwei Minuten, einen Versicherungsschutz kaufen konnte für einen Zeitraum X. Ich hatte es vorhin angesprochen, ich bin zehn Tage im Urlaub und brauche diese Kameraversicherung auch nur für diesen Zeitraum. Das war ein zweiter Meilenstein. Dann haben wir sehr viel an der Kooperationsstrategie gearbeitet. Der größte Meilenstein war für uns tatsächlich das Jahr 2020, aus mehreren Gesichtspunkten. Zum einen haben wir unseren Umsatz um 600% steigern können, das Jahr lief wahnsinnig erfolgreich. Corona hat natürlich mit allem was da dazu gehörte, auch bei uns kräftig zum Ruckeln geführt. Ich glaube es gibt kein Unternehmen, an dem das spurlos vorbei gegangen ist. Das Corona Thema hat natürlich auch für eine gewisse Verzögerung in der Finanzierung gesorgt, die war so nicht eingeplant. Wir haben es trotzdem geschafft. Das Jahr 2020 hat uns auch als Team gezeigt, dass wir zusammen sehr, sehr viel schaffen können, unter großen Schmerzen, das muss man dazu sagen. Ich glaube es gibt keinen Mitarbeiter von Hepster, der nicht ein bisschen gelitten hat letztes Jahr, aber wir haben es geschafft. Wir haben dann auch Ende des Jahres die Finanzierungsrunde abschließen können. Das macht mich schon wirklich wahnsinnig stolz als Gründer, muss ich sagen. Was wir da als Team einfach geleistet haben und jeder einzelne Mitarbeiter geleistet hat, das finde ich schon fantastisch. Das wiegt dann natürlich auch so ein bisschen auf, dass man vielleicht nicht so viel geschlafen hat, nicht so viel gegessen und sich viele Sorgen gemacht hat. Das war schon toll. 

Mareike Donath:
Das Gefühl bei den Zuhörerinnen und Zuhörern wird, ähnlich wie bei mir jetzt, entstehen. Herzlichen Glückwunsch an der Stelle fürs Durchhalten. Wohin geht die Reise? Wie ist eure Vision für das digitale MV?

Hanna Bachmann [Hepster]:
Ja, digitales MV! Ich komme ja, das müsste ich eigentlich mal vorweg nehmen, eigentlich aus Berlin, ich bin gar kein gebürtiger Fischkopp. Ich bin 2014 nach Rostock gezogen und seitdem beschäftige ich mich auch mit dem Thema Start-Ups in MV. Da hat sich in den letzten fünf Jahren wahnsinnig viel getan. Damals hatte ich immer so ein bisschen das Gefühl, es gibt hier Start-Ups, obwohl sie in MV sind. Heute habe ich das Gefühl, es gibt hier Start-Ups, weil sie in MV sind und das finde ich wirklich eine tolle Entwicklung. Das haben ja Tobi, Max, Jan und Jonas mit Sicherheit auch schon erzählt, wir haben uns ja jetzt endlich zusammengetan, kennen uns alle schon sehr lange. Wir haben uns jetzt zusammengetan, um das ganze Thema Start-Ups von innen heraus nochmal mehr zu pushen. Da gab es in der Vergangenheit relativ viele Einzelgänger-Aktionen und Projekte. Ich glaube, das Projekt ist aber zu groß für eine Person. Das merken wir jetzt auch - es ist gut, dass wir zu fünft sind, dass immer jemand da ist, der sich gerade kümmern kann und Zeit hat, der was tun kann. Ich glaube, dass das jetzt noch ein ganz wichtiger Impuls ist, weil es wird zum Thema Digitalisierung aus der Politik, der Wirtschaft viel getan, aber aus den Start-Ups heraus, das war glaube ich noch das letzte Puzzleteil, das fehlte und ich glaube da werden wir in den nächsten Wochen und Monaten was richtig cooles auf die Straße bringen. Meine Grundannahme ist dabei immer genau das - wir sind erfolgreiche Start-Ups, obwohl wir aus MV kommen.. Wir sind eine eigene Start-Up Microsystem, wir brauchen den Vergleich zu Berlin, Hamburg, München aus meiner Sicht nicht. Wozu? Wir sind ein eigenes Ökosystem, das eigene Standortvorteile und -nachteile aufweisen kann. Da sollten wir auch das beste daraus machen und genau das nutzen, was es hier vor Ort gibt. Und dafür sorgen, dass das was es vielleicht noch nicht gibt, was wir uns wünschen oder was sich junge Gründer wünschen, damit sie gründen können, dass wir das ins Land holen. Da bin ich sehr optimistisch.

Mareike Donath:
Beim Punkt junge Gründerinnen und Gründer - was würden Sie den jungen Leuten heute empfehlen? 

Hanna Bachmann [Hepster]:
Reden! Also im ersten Schritt tatsächlich einfach mit so vielen Menschen wie möglich sprechen, weil spricht man nur mit einem, hat man nur eine Meinung. Das ist okay, aber es muss nicht auf das zutreffen, was man selber mit seinem Unternehmen erreichen möchte. Egal ob es jetzt wirklich darum geht eine Idee weiterzuentwickeln oder wie mache ich das mit dem Steuerberater oder wenn ich ein Patent anmelden möchte? Also möglichst nicht nur mit einer Person reden, sondern mit so vielen wie möglich. Die Erfahrung, die andere schon gemacht haben - eventuell kann man sich die ein oder andere sparen. Das hätte ich mir damals gewünscht. In so ein paar Fallen sind wir reingetappt, die wären durchaus vermeidbar gewesen, wenn es einfach dieses Netzwerk damals schon gegeben hätte und man ein oder zwei Leute hätte fragen können, wie ist da deine Erfahrung. 

Mareike Donath:
Für alle Zuhörerinnen und Zuhörer - hinterher ist man immer schlauer. Das wird uns allen so gehen, jeden Tag. Großartige Idee euch jetzt zusammenzutun und insbesondere auch in Richtung junge oder frische Gründerinnen und Gründer zu schauen, um sich hier die ein oder andere Lernkurve zu ersparen. 
An der Stelle möchte ich Ihnen sehr herzlich Danken für das Gespräch Frau Bachmann und ich wünsche mir, dass sie gesund bleiben. 

Hanna Bachmann [Hepster]:
Sehr gerne!

Mareike Donath:
Liebe Zuhörerinnen und liebe Zuhörer,
mehr Informationen zu diesen erfolgreichen Start-Ups unseres Landes sowie zu allen anderen Gründerinnen und Gründern finden Sie auf www.digitalesmv.de. 

In der nächsten Folge sprechen wir mit weiteren Vorantreibern aus Mecklenburg-Vorpommern. Von der Digitalisierung des Mittelstandes im Kompetenzzentrum Rostock über das große Gesundheitsnetzwerk BioCon Valley bis hin zu den wichtigen Fragen rund um das neue Arbeiten mit MV Works. Alle diese Einrichtungen haben bei all dem technischen Wandel insbesondere die Menschen und ihre Entwicklungen im digitalen Umfeld fest im Blick. Davon darf ich Ihnen in der nächsten Folge vom Podcast das digitalen MVs berichten. Bis dahin!

Herzlichst, Ihre Mareike Donath